Das Lipödem

Spricht man von einem Lipödem, spricht man von einer krankhaften Fettverteilungsstörung. Die Ursache des Lipödems ist bisher ungeklärt. Das Lipödem verläuft bei Frauen symmetrisch an Hüfte, Po und/oder beiden Beinen. Zusätzlich können sich Lipödeme auch an den Armen zeigen.

Was ist ein Lipödem? – Die Entstehung

Diese krankhafte Fettverteilungsstörung betrifft ausschließlich Frauen. Wobei das Lipödem niemals vor der Pubertät auftritt, sondern größtenteils in einem Alter zwischen 20 und 30 Jahren. Häufig tritt das Lipödem auch im Zusammenhang mit einer Schwangerschaft, zu Beginn der Wechseljahre oder nach einer gynäkologischen Operation auf.

Nicht selten führt die Entfernung der Gebärmutter, der Eierstöcke oder Eileiter sogar zur Verschlimmerung des Lipödems. Aus Sicht der Wissenschaft und Forschung liegt hier die Vermutung nahe, dass hormonelle Ursachen ursächlich zur Entstehung der Krankheit sind.

Es gibt jedoch auch Berichte, dass Frauen nach einer Vollnarkose oder einer schweren Stresssituation (Schock) an einem Lipödem erkrankt sind. In diesen Fällen wird die krankhafte Fettverteilungsstörung häufig als „Kummerspeck“ diagnostiziert. Auch familiäre Vorerkrankungen kommen als Ursache eines Lipödems infrage.

Nicht maßgeblich zur Erlangung dieser Krankheit ist der Umstand, ob eine Frau schlank oder fettleibig ist. Dennoch sei an dieser Stelle angemerkt, dass das Lipödem bei asiatischen Frauen nahezu nicht vorkommt.

Das Lipödem ist bekannt für seine Neigung zur Verschlimmerung. Allerdings bestimmt sich diese Progredienz unterschiedlich und tritt von Frau zu Frau verschieden auf. Die Verschlimmerung der krankhaften Fettverteilungsstörung ist leider nicht vorhersagbar.

Die Ausprägung eines Lipödems zeigt sich immer individuell. Während die Krankheit bei einigen Frauen bis zu einem bestimmten Ausprägungsgrad zunimmt und dann in diesem Zustand verharrt, nimmt das Lipödem bei anderen Frauen rapide zu. In einigen Fällen bleibt es über Jahre hinweg konstant und verschlimmert sich schubartig binnen kürzester Zeit.

In jedem Fall gehört ein Lipödem schnellstmöglich behandelt.

Lipödem – Symptome und Krankheitsverlauf

Spannungsgefühle, Schmerzen und Erschöpfung in den Beinen zählen zu den einschlägigen Symptomen. Anfänglich treten die Symptome nur nach längerem Stehen oder Sitzen auf. Im weiteren Verlauf werden die Symptome zunehmend heftiger und wachsen bis zur Unerträglichkeit heran.

Betroffene Frauen nehmen die Beschwerden insbesondere bei hohen Temperaturen und bei niedrigem Luftdruck, wie es häufig bei Flugreisen der Fall ist, wahr. Symptomatisch ebbt der starke Schmerz auch durch Hochlagern der Beine nicht nennenswert ab. Bei manchen Frauen zeigen sich diese Symptome besonders ausgeprägt einige Tage vor der Monatsblutung.

Lipödem – Typen und Ausprägung

Das Lipödem lässt sich in verschiedene Kategorien unterteilen. Das Verteilungsmuster des erkrankten Fettgewebes an den Beinen wird wie folgt klassifiziert:

  1. Der „Reithosen-Typ“, auch Oberschenkel-Typ genannt: Hier sind Hüften und Oberschenkel betroffen.
  2. Der „Bundhosen-Typ“, auch Unterschenkel-Typ genannt: Hier sind zu den Hüften und Oberschenkeln auch die Unterschenkel betroffen.
  3. Der „Pumphosen-Typ“, auch Knöchel-Typ genannt: Hier sind zu den Hüften und Oberschenkeln die Unterschenkel bis zu den Knöcheln betroffen. Deutlich sichtbare Stufen, die sich bis zu einem überlappenden Fettkragen entwickeln können, hängen runter bis über die Knöchel.

Zeigt sich das Lipödem auch an den Armen, was nicht selten der Fall ist, gleicht die Fettverteilung dem Muster an den Beinen.

Je nach Ausprägung des Lipödems unterscheidet die Medizin in drei Phasen/Stadien:

Lipödem Phase/Stadium I

In dieser Phase zeigt sich eine gut sichtbare Tendenz zur „Reithosen“-Form. Die Haut ist glatt und gleichmäßig. Wird die Haut allerdings zusammen mit dem Unterhautgewebe zusammengeschoben, also der sogenannte Pinchtest durchgeführt, zeichnet sich deutlich eine „Orangenhaut“-Textur ab. Das Unterhautgewebe fühlt sich verdickt, aber gleichzeitig weich an. Teilweise, insbesondere jedoch innen an Oberschenkeln und den Knien sind Strukturen tastbar. Sie fühlen sich an, wie kleine Styroporkügelchen in einem Plastikbeutel.

Lipödem Phase/Stadium II

In dieser Phase ist eine ausgeprägte „Reithosen“-Form sichtbar. Die Hautoberfläche ist grob, knotig und durch große Dellen gezeichnet. Das Unterhautgewebe ist stark verdickt, aber immer noch weich.

Lipödem Phase/Stadium III

In dieser Phase ist eine ausgeprägte Umfangsvermehrung gut sichtbar. Das Unterhautgewebe ist stark verdickt und verhärtet. Grobe, deformierende Fettlappen sind an den Innenseiten der Oberschenkel und der Kniegelenke zu erkennen. Über den Knöcheln zeichnen sich herunterhängende Fettwülste ab. Maßgeblich für diese Phase ist die X-Beinstellung, welche zu einer dauerhaft hohen Fehlbelastung an den Gelenken führt.

Ein bestehendes Lipödem geht häufig mit sekundären Lymphödemen einher. Man erkennt diese an ausgeprägten Schwellungen im Bereich der Füße. Auch tiefe Falten an den Zehenwurzeln weisen auf Lipödeme mit sekundären Lymphödemen hin. In diesem Fall spricht man von einem Lipo-Lymphödem. Das Lipo-Lymphödem geht häufig mit einer Wundrose (Erysipel) einher. Sie zeigt sich durch eine schmerzhafte Rötung und/oder Entzündung an besagten Stellen.

Hinweis: Ein sekundäres Lymphödem, welches ein Lipödem zu einem Lipo-Lymphödem heranwachsen lässt, kann in allen genannten Lipödem-Phasen entstehen. Adipositas wird in diesem Fall als begünstigend angesehen.

Lipödem – Klassifizierung nach Marshall und Schwahn-Schreiber

Marshall und Schwahn-Schreiber klassifizieren das Lipödem anhand sonometrischer Kriterien. Sie setzen dabei auf die Bestimmung der gemeinsamen Dicke von Kutis und Subkutis. 6 bis 8 Zentimeter oberhalb des Innenknöchels (Malleolus medialis) wird gemessen, denn diese Stelle gilt als verlässlicher Referenzpunkt.